Montag, 28. September 2015

Pea Jung Buchvorstellung

Band 1
Inhalt :
Meine Oma war Eigentümerin eines wirklich fantastischen Geheimnisses. Dieses Geheimnis teilte sie mit mir. In meinen Gedanken sehe ich sie noch vor mir, wie sie mich anlächelt und dann einen Finger an ihren Mund legt. „Pssssst. Das ist unser Geheimnis.“
Dieses Geheimnis, unsere besondere Gabe, habe ich bewahrt. Noch nie habe ich jemandem davon erzählt. Weder meiner Familie noch meinen Freunden noch sonst irgendjemandem.  Und obwohl meine Oma jetzt schon seit sechs Jahren tot ist, bewahre ich unser Geheimnis. Es ist zu meinem Geheimnis geworden und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Immer wieder habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, endlich mit jemandem über meine Gabe zu sprechen. Wie aber teilt man etwas mit, was rational nicht erklärbar scheint, einen Vorgang, der für einen selbst völlig unklar ist. Soll ich einfach aus dem Fenster brüllen: „Hey Leute, ich kann etwas, was sonst niemand kann! Seht her!“ Wie kann man so etwas loswerden, ohne von aller Welt für verrückt gehalten zu werden? Vor allem, wenn man eigentlich überhaupt nicht erpicht darauf ist, im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen. Natürlich könnte ich den Menschen mein Geheimnis auch demonstrieren und beweisen, dass ich eben genau dies nicht bin: verrückt. Aber was passiert dann mit mir? Diese Ungewissheit macht mir Angst und hält mich immer zurück, wenn ich meine, ich müsste mich jemandem anvertrauen. Dann sage ich mir: Andere Menschen haben auch Geheimnisse und behalten sie für sich. Immer und immer wieder habe ich diesen Satz in meinem mittlerweile 25-jährigen Leben gedacht. Er war mir eine Hilfe.
Dennoch war mir eigentlich immer klar, dass ich mich eines Tages entscheiden muss. Irgendwann würde ich mit jemandem über meine Gabe sprechen und dieser jemand wäre etwas ganz Besonderes für mich. Oder?

Die geheime Gabe448 Seiten
ISBN: 978-3-7386-0311-8
Taschenbuch: 13,99 €
eBook: 3,49 €

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Band 2
Inhalt:

CLARA – Die Rückkehr

Warum habe ich immer wieder das Gefühl, ein Leben zu führen, das nicht meines ist? Ich habe doch gar keinen Grund, unglücklich zu sein. Eigentlich könnte ich sogar absolut unbeschwert leben. Trotzdem ist da von Zeit zu Zeit dieses leise Anklopfen aus meinem Unterbewusstsein. Da ist etwas. Da war etwas. Aber was?
Manchmal versuchen heftige Gefühle wie aus dem Nichts auf mich einzuwirken. Dann habe ich den Eindruck, dass eine wichtige Tatsache zum Greifen nah ist, und ich könnte lachen und weinen zugleich.
So richtig treffen können mich diese Emotionen allerdings nicht. Denn hinter einer Panzerplatte führe ich ein Leben auf der Überholspur. Denkt nur, ich bin mit einem Rockstar zusammen! Irgendwie liebe ich Robert, aber nicht so, wie es eigentlich sein sollte. Natürlich bin ich glücklich – fast immer.
Manchmal überfällt mich jedoch eine plötzliche Traurigkeit, deren Ursache ich nicht greifen kann. Dann kuschle ich mich am liebsten in diese fremde Lederjacke, die ich so liebe, oder setze mich in den Regen. Es ist etwas ganz Besonderes für mich, wenn es regnet. Warum? Keine Ahnung. Aber ich könnte stundenlang durch den Regen laufen, wozu ich in London bekanntlich oft Gelegenheit habe.
Hin und wieder meine ich sogar, ich sähe in meiner Erinnerung Bilder, die eigentlich gar nicht zu meiner Erinnerung gehören. Da ist dieser muskulöse Oberkörper. Nein, bitte lacht mich jetzt nicht aus. Aber immer wieder kommt mir der nackte Oberkörper eines Mannes in den Sinn. Dabei handelt es sich mit Sicherheit nicht um Robs Oberkörper, den ja so einige Tattoos zieren. Außerdem ist Rob irgendwie behaarter und verglichen mit meinem Phantasiekörper beinahe ein halbes Hemd. Mir kommt es so vor, als hätte ich mich schon an diesen Oberkörper gekuschelt. Ja, ich weiß, was sollte eine wie ich mit so einem Oberkörper zu tun haben? Keine Ahnung.
Wahrscheinlich erliege ich schon irgendwelchen merkwürdigen Wunschträumen. Kennt ihr das auch?

452 Seiten
ISBN: 978-3-7347-5724-2
Taschenbuch: 13,99 €
eBook: 3,49 €

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Neuerscheinung 
Band 3
Inhalt:

CLARA – Finstere Vergangenheit

Es ist Anfang Februar. Mein Geburtstag steht vor der Tür. Ich bin im Cafè beschäftigt. Jetzt am Nachmittag ist es ruhiger und wir zocken gerade eine Runde Kniffel. Albert ist auch dabei.
Mein Handy vibriert in einer Tour in meiner Hosentasche. Eigentlich finde ich es nicht in Ordnung, während der Arbeitszeit private Telefonate zu führen. Das geht meiner Meinung nach einfach nicht. Aber weil das Ding keine Ruhe gibt, sage ich, ich müsste auf die Toilette, und entschuldige mich kurz. Sobald ich mich im Waschraum eingeschlossen habe, sehe ich nach, wer mich ständig zu erreichen versucht. Zu meinem Erstaunen ist es Flo, der sich nicht davon abbringen lässt, mich im Minutentakt anzurufen. Von ihm habe ich wirklich schon eine ganze Weile nichts mehr gehört. Ein Wunder, dass ich seine Nummer überhaupt noch in meinem Handy eingespeichert habe. Nach kurzem Zögern rufe ich ihn an. Als er abhebt, höre ich nur lautes Schluchzen.
»Flo? Bist du das?«
»Rob hatte einen Unfall!«, schnieft er entsetzlich laut.
»Was ist passiert?«

»Clara, du musst sofort kommen! Sofort! Hörst du?«, schreit er.
So, da ist er wieder, der Zeitpunkt: Handeln oder Überlegen? Ich entscheide mich wie fast immer.
»Ich komme«, antworte ich einfach.
Flo sagt: »Ich habe dir schon einen Flug gebucht.«
Er nennt mir die Flugdaten und ich stelle fest, dass ich mich beeilen muss und zwar sehr.
Das Gespräch mit meiner Chefin verläuft kurz. Sie zeigt Verständnis für meine Situation und ich nehme mir einfach kurzfristig Urlaub. Natürlich kann ich ihr nicht direkt erklären, warum ich sofort nach London muss, aber sie versteht, dass ich zu meinem Ex-Freund muss, weil dieser einen Unfall hatte.
Mir bleibt nicht einmal mehr die Zeit, zurück zur Villa zu fahren, um etwas zu packen. Mit nichts weiter als meiner überdimensionalen Handtasche, die alles beinhaltet, was Frau so braucht oder eben nicht braucht, fahre ich mit meinem grünen »Leihwagen« direkt zum Flughafen. Immer wieder versuche ich Balthasar anzurufen, auf allen Nummern, die mir bekannt sind, aber ich erreiche ihn nicht. Sogar bei Frau Stefani hinterlasse ich eine Nachricht, dass er mich dringend zurückrufen soll, aber sie weiß auch nicht, wo er gerade ist.
Von London erwähne ich lieber nichts. Ich möchte ihm das persönlich mitteilen, da ich nicht weiß, wie er reagiert, wenn ich berichte, dass ich zu Robert fliege.
Kurz bevor ich in den Flieger steige und mein Handy ausschalte, spreche ich ihm eine Nachricht auf seine Mailbox: »Balthasar, wenn du das hörst, dann sitze ich schon im Flieger nach London. Wo bist du? Ich versuche, dich schon den ganzen Nachmittag zu erreichen. Robert hatte einen Unfall und Flo hat mich gebeten, nach London zu kommen. Ich muss ihm helfen, verstehst du? Ich melde mich wieder. Sei bitte nicht sauer.«
Bei der Kontrolle muss ich den gesamten Inhalt meiner Handtasche ausleeren. Ich muss sagen, da kommen Sachen zum Vorschein, an die ich mich gar nicht mehr erinnern kann. Sogar ein Taschenrechner ist in meiner Handtasche, ein Werbegeschenk meiner Bank. Die tun ja so, als wäre mein Konto ständig überzogen und ich müsste den Sollzins täglich ausrechnen. Natürlich kullern auch ein paar Tampons auf den Tisch, weil ich jeden Moment mit meiner Periode rechne. Dann findet sich noch ein ganzer Haufen Einkaufszettel sowie diverse Quittungen. Mitten darunter liegt meine Antibabypille. Schon etwas peinlich! Von einigen Dingen muss ich mich bedauerlicherweise trennen. So wandert zum Beispiel mein Parfum in den großen Behälter der Dinge, die man nicht mit ins Flugzeug nehmen darf. Ich hätte meine Handtasche als Gepäck aufgeben sollen, doch dafür war keine Zeit mehr.
Letztendlich sitze ich dann aber doch im Flieger und mit einem ganz unguten Bauchgefühl drückt es mich in den Sitz, als das Flugzeug über die Startbahn rast.
Als wir unsere Reiseflughöhe erreicht haben, wie der Kapitän mitteilt, schaue ich aus dem Fenster. Die Städte und Felder sehen von hier oben so kein aus. Kaum zu glauben, dass dort unten überall Menschen sind, die miteinander lachen oder sich streiten. Balthasar und ich haben uns heute Morgen so friedlich voneinander verabschiedet. Alles war in bester Ordnung und ich spüre förmlich das Gewitter, das über unserer Beziehung aufzieht, weil ich zu meinem Ex-Freund fliege, ohne es vorher mit Balthasar besprochen zu haben.
 
 436 Seiten
ISBN: 978-3-7386-3490-7
Taschenbuch: 13,99 €
eBook: 3,49 €

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Superheld fürs Leben gesucht

»Auf geht’s! Mir macht hier keiner schlapp. Lukas! Zehn Liegestützen. Luis und Tobias! Eine Runde extra laufen!« Jennifer brüllte sich die Seele aus dem Leib. Dass ihre Stimme dabei manchmal etwas zu hoch wurde, nahm sie billigend in Kauf. Letztendlich zählte nur, dass ihre Mannschaft das nächste Spiel gewinnen würde. Und wenn sie es schon nicht gewinnen würden, was durchaus im Bereich des Möglichen lag, dann sollte die Niederlage zumindest ehrenvoll verlaufen. Niemand sollte ihr nachsagen, sie könne als Frau keine anständige Fußballmannschaft hervorbringen.
Als sie den sechsjährigen Lukas dabei beobachtete, wie er mit seinen Liegestützen kämpfte, kamen ihr kurz Zweifel. Vielleicht sprang sie doch zu hart mit den Kindern um. Entschlossen nahm sie dennoch ihre Pfeife zwischen die Lippen und unterstützte Lukas geräuschvoll. Dessen schlaffer Körper hing während der Liegestützen schlapp im Gras, und Jennifer musste eher an einen Seehund beim Sonnenbaden denken als an einen Fußballer beim Training. Nebenbei vergewisserte sie sich, ob Luis und Tobias ihre Strafrunde ohne Abkürzung absolvierten. Sie entdeckte die beiden Jungs am anderen Ende der Rasenfläche. Offensichtlich hatten die zwei aus ihrer Strafrunde ein Wettrennen gemacht. Sie rannten  so schnell, dass Jennifer hinter ihnen die Überreste des Rasens durch die Gegend fliegen sah. Die zierliche Lena begleitete die beiden freiwillig in einigem Abstand. Sie sprang dabei vergnügt über den Rasen. Jennifer war dankbar, dass hier auf dem Platz keine Blumen wuchsen. Sie hatte keinen Zweifel, dass Lena gerne nebenbei Gänseblümchenkränze flechten würde. »Lena! Sofort hierher!« Geduldig wartete sie, bis das Persönchen hopsend näher kam. Ihre beiden langen Zöpfe wippten zum Takt der Sprünge. Langsam ging Jennifer in die Hocke und widmete sich der kleinen Prinzessin. »Du hattest keine Runde zu laufen.« Beim Kichern zeigte Lena frech ihre große Zahnlücke. Sogar Jennifer ließ sich von diesem Lächeln erweichen. Deshalb fiel ihr Ton nun wesentlich milder aus. »Marsch zurück zu den anderen.«
»Что это?« Was ist das? Ja, eine durchaus berechtigte Frage, dachte der unrasierte Russe. Er starrte genauso irritiert wie sein Begleiter auf diese Person, deren Brüllen sicherlich in jedem Haus des kleinen Dorfes zu hören war. Dabei lag der Fußballplatz ein Stück außerhalb. Dieses Brüllen würde jede Sirene in der kleinen Ortschaft überflüssig machen. Ob das hier eine Art Probealarm war?
Die Scheibe der Beifahrerseite öffnete sich auf Knopfdruck des Mannes noch ein Stück. So würde er das Geschehen auf dem Fußballplatz noch besser aufnehmen können. Hierbei handelte es sich sicherlich nicht um das lockere Training für Kinder, die Spaß am Fußball hatten. Diese Person war eine Zumutung. »Это мужчина или женщина?«, fragte sein Begleiter und Fahrer des Wagens mit breitem Grinsen. Ein lockeres Schulterzucken des Bärtigen war die Antwort. Natürlich handelte es sich bei dieser Person um eine Frau, oder? Mit prüfendem Blick musterte er sie. Der offensichtlich viel zu große Trainingsanzug konnte den Ansatz einer durchaus weiblichen Figur nicht ganz verbergen. Und sie hatte ihr dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Letztendlich lieferte aber die Stimme den Beweis für ihr Geschlecht. Wieder ertönte die Trillerpfeife. Als wäre ihre Stimme alleine nicht schon schrill genug.
Der Mann mit dem Bart zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder der zweiten Mannschaft zuzuwenden, die ein paar Meter neben der anderen trainierte. Er hatte den Jungen sofort erkannt. Keiner der größten und eher schmächtig wirkte er zwischen den gleichaltrigen Mitspielerin. Sein Trainer schien es mit der Brüllerei nicht so zu haben. Er stand ruhig am Spielfeldrand und beobachtete die Versuche seiner Schützlinge. Hier und da war eine tiefe Stimme zu hören, die korrigierende Vorschläge machte.
»Ich will einen anständigen Schuss sehen!« Wieder schaffte es diese Frau, den allgemeinen Trainingslärm zu übertönen. Ein junger Spieler trat energisch gegen den Ball, der in hohem Bogen davonflog. Dabei hatte der Ball so einen Drall entwickelt, dass er der Trainerin direkt an die Stirn knallte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sogen die beiden russischen Männer die Luft ein, während der Knall des Aufpralls über den Platz hallte.

212 Seiten
eBook: 1,99 €
ISBN: 978-3-95818-033-8
Taschenbuch: 7,99 €
ISBN: 978-3-7347-6000-6

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Inhalt:
 Die Wunschblase – Phantastischer Wohlfühlroman -

Der sechsjährige Ben hat einen ganz besonderen Herzenswunsch: Er möchte seinen Papa Frank wieder glücklich sehen. Ganz klar: Der Papa braucht eine neue Frau. Und Ben eine neue Mama.

Ben ahnt nicht, dass er mit seinem geheimen Wunsch außergewöhnliche Mächte in Gang setzt.

Carolyn, ein weiblicher Dschinn, bekommt den Auftrag, eine geeignete Frau zu suchen. Frank erweist sich jedoch als immun gegen sämtliche Verkuppelungsversuche.

Wird Carolyn dennoch Bens Wunsch erfüllen können?



212 Seiten
ISBN: 978-3-7357-6115-6
Taschenbuch: 13,90 €
eBook: 2,99 €

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Die Putzstelle

Ich nehme also wieder die Schaufel und den Besen und kehre in den Raum zurück. Nachdem ich einige Stühle vom Tisch weggeschoben habe, krieche ich erneut unter den Tisch und kehre den Boden.
Auf einmal geht das Licht aus. „Halt, ich bin noch hier.“ Leider höre ich nur, wie die Tür geschlossen wird. „Na super!“
Ich will mich rückwärts unter dem Tisch herauswinden, als ich spüre, ich bin nicht alleine! Da ist jemand, eindeutig!
Ich sehe mich um: „Herbert? Bist du das?“
Keine Antwort, aber ich höre, wie jemand durch den Raum geht.
„Das ist nicht lustig.“ Suchend sehe ich mich um. Da erkenne ich die Beine einer Person, die um den Tisch herum geht und ich erkenne die glänzenden Schuhe, die ich heute schon einmal näher betrachtet habe. „Belästigt Sie dieser Herbert?“
Das gibt es doch nicht! Ich rühre mich nicht und verhalte mich ganz still, bis die Schritte plötzlich inne halten.
„Ich schreie“, drohe ich und höre ein leises heiseres Lachen. „Ich will Ihnen nichts tun. Belästigt dieser Herbert Sie?“
„Nicht mehr als Sie“, fauche ich unter dem Tisch hervor und will mich setzen, da ich mir auf allen Vieren langsam dämlich vorkomme.
„Bleiben Sie so!“
Der scharfe Ton des Mannes lässt mich gehorchen. Er zieht sich einen Stuhl in eine Position, die mir gar nicht gefällt und setzt sich. „Was wollen Sie?“
„Ich will Sie beobachten, wie Sie unter dem Tisch sauber machen.“
Mir läuft ein Schauer über den Rücken. „Es ist dunkel. Ich sehe fast nichts.“
„Dann müssen Sie eben umso gründlicher arbeiten.“
„Sind Sie pervers?“, will ich wissen und als er nicht antwortet, schnaufe ich genervt: „Das ist doch verrückt!“
„Ich gebe Ihnen 50 Euro, wenn Sie jetzt einfach die Klappe halten und auf allen Vieren unter dem Tisch kehren“, knurrt er und fügt hinzu: „Ich verspreche, ich werde Sie nicht berühren und Ihnen nichts tun.“
„Also, so etwas hatte ich auch noch nie“, raune ich mehr zu mir selbst und fange tatsächlich an, unter dem Tisch zu kehren…

 248 Seiten
ISBN: 978-3-7357-3940-7
Taschenbuch: 8,99 €
eBook: 2,99 €

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Die falsche Hostess

»Ahhhh«, schreit mir meine Nachbarin Doris entgegen, als ich ihr die Tür meiner kleinen Wohnung öffne. Hektisch betritt sie die Wohnung, indem sie sich, wild mit den Armen fuchtelnd, den nötigen Platz verschafft. Ich schließe meine Tür und verschränke erwartungsvoll die Arme.
»Sieh’s dir an, Ela. Eine Katastrophe!«, schimpft sie verzweifelt und dreht sich zu mir um.
»Was denn?«, frage ich, weil ich ihr Problem nicht auf Anhieb erkenne. Sie kommt ganz nah an mich heran und deutet auf ihre Lippe.
Ihre Oberlippe ist auf einer Seite dick geschwollen. »Oh! Warst du beim Einspritzen?«, frage ich unbedarft, da ich weiß, dass sie ihr Geld gerne in kleinere Schönheitsmaßnahmen umsetzt.
»Nein«, kreischt sie entnervt, »das ist ein Herpes und oberhalb meiner Lippe bilden sich im Moment noch mehr Bläschen.«
»Das geht doch wieder weg. Du solltest dir die andere Seite der Lippe einspritzen lassen, dann sieht’s wieder gleich aus.«
»Lach du nur. Ich hab heute Abend einen Job, noch dazu bei einem Erstkunden«, schluchzt Doris und klingt ehrlich verzweifelt.
»Mit viel Schminke fällt das doch überhaupt nicht auf.«
»Doch. Außerdem, was mach ich, wenn er mich küssen will?«, fragt Doris mehr sich selbst und lässt sich auf meine Couch plumpsen. Ich setze mich neben sie.
»Ich dachte, du hast keine körperlichen Kontakte zu deinen Kunden?«
»Nicht einmal einen Kuss auf die Wange kann ich ihm geben. Und außerdem, wenn er gut aussieht, dann hab ich ja gar nichts gegen weitere körperliche Kontakte.«
Doris hätte diesen Job nicht nötig. So gut wie sie aussieht, könnte sie jede Menge Männer haben. Aber sie scheint mit sehr wenig Aufwand viel Geld zu verdienen, wie sie immer wieder betont. Außerdem, sagt sie, lernt sie viele interessante Männer mit gepflegtem Äußerem und guten Manieren kennen. Wie ich zugeben muss, genau das Gegenteil von der Sorte Mann, mit der ich bisher das Vergnügen hatte. Doris ist Hostess. Sie arbeitet in einer der wenigen seriösen Agenturen der Stadt, jedenfalls behauptet sie das. Sie geht mit den Kunden gemeinsam aus oder zu offiziellen Anlässen. Eine Zeitlang war sie die Begleitung für einen schwulen Mann, der oft in der Öffentlichkeit steht und mit ihrer Hilfe seine Homosexualität vertuscht hat.
Wieder schaue ich sie mir genauer an. Ich kann das Herpes nicht schönreden. Es sieht echt übel aus. Deshalb schlage ich vor, dass sie den Termin absagt.
»Damit eine der anderen meinen Auftrag bekommt? Nie im Leben!«
Wir sitzen eine ganze Weile schweigend nebeneinander und grübeln. Irgendwann seufze ich: »Ich würde dir ja gerne helfen, aber mir fällt auch nichts ein.«
Auf einmal beginnt Doris glückselig zu lächeln und schaut mich strahlend an. »Du gehst für mich zu dem Termin.«
Ich stehe abrupt auf und schnauze sie an: »Ja genau. Ganz tolle Idee!« Dann gieße ich mir ein Glas Wasser ein.
»Warum denn nicht, Raffaela?«
Wütend drehe ich mich um. »Sag mal, spinnst du? Ich kann so etwas nicht. Ich mache so etwas nicht.«
»Ich bin keine Nutte, Ela«, sagt Doris mit drohendem Unterton und steht ebenfalls auf. »Bitte, du musst nur mit dem Kunden zum Essen gehen. Er hat in einem Fünf-Sterne-Hotel reserviert. Du quatschst eine Weile gepflegt mit ihm und dann seilst du dich ab.«
Ich lache, weil mir ihre Idee so absurd erscheint. »Es gibt da ein paar Schlagwörter in deinem Text, die nicht zu mir passen: Fünf-Sterne-Hotel, gepflegte Unterhaltung.«
»Mach dich nicht dümmer, als du bist! Komm schon. Ich übernehme auch den Treppendienst für dich.«
Ich hasse den Treppenputzdienst und sie weiß das nur zu genau. Ich zögere, warum auch immer. Aber ich merke, wie ich zögere, und Doris bemerkt das auch. Sie redet weiter auf mich ein. »Du kannst auch das Geld haben. 230 Euro – pro Stunde!«
Ich verschlucke mich an dem Wasser, das ich gerade trinke. Doris lächelt siegessicher. Nachdem ich mich beruhigt habe, hake ich nach. »Wirklich?«
»Wirklich!«
Sie hat mich an der Angel. »Ich muss nur mit dem Kerl gemeinsam essen?« Doris nickt. »Ich weiß nicht. Ich kann das nicht.«
Da spielt sie ihr Ass aus. »Ich kann eigentlich nicht mit Kindern umgehen und trotzdem habe ich es gemacht. Schon vergessen, Ela?«, säuselt sie und damit holt sie die Angel ein.
Sie hat mir einmal aus der Patsche geholfen, als ich erkrankt war und meinen Nebenjob als Babysitterin nicht wahrnehmen konnte. Als sie nach Hause kam, sah sie damals wirklich sehr erschöpft und müde aus. Sie hatte den ganzen Nachmittag mit den Kindern Brettspiele gespielt, obwohl sie das hasst.
»Also gut.« Ich schnaufe tief durch und kann es selbst nicht glauben, was ich da sage.
»Wunderbar! Komm in zwei Stunden zu mir in die Wohnung, dann bekommst du alles, was du brauchst.«
Nachdem sich der erste Schock über meine Zusage gelegt hat, gehe ich ausgiebig duschen. Meine kleine Einzimmerwohnung hat kein eigenes Bad. Ich teile mir das Etagenklo mit drei anderen Hausbewohnern. Alle sind Studenten wie ich. Doris studiert Psychologie, während ich mich für Wirtschaftswissenschaften entschieden habe. Keine Ahnung, warum. Ich bin da eigentlich alles andere als richtig aufgehoben, vor allem, weil es in den ersten Semestern hauptsächlich um Mathematik ging. So ähnlich muss sich Joschka Fischer gefühlt haben, als er in den Bundestag eingezogen ist: Ich passe eigentlich überhaupt nicht zu den typischen Wiwi-Studenten. Aber egal. Und heute tu ich auch etwas, was überhaupt nicht mein Fall ist 192 Seiten
ISBN: 978-3-7357-4200-1
Taschenbuch: 9,90 €
eBook: 2,49 €

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Leseprobe

Die echte Hostess

Kapitel 1 – Der Dildosaurus

Ich muss mir dringend einen neuen Job suchen.
Inzwischen gibt mir mein lukrativer Nebenjob als Hostess in der Begleitagentur nicht mehr den Adrenalinschub, den ich früher immer verspürt habe. Natürlich kann ich mich damit finanziell wunderbar versorgen und habe Arbeitszeiten, die mir meistens freie Tage zusichern. Dennoch, immer lächeln und winken ist nicht mehr meins. Ich will mich nicht mehr länger verstellen und verkleiden müssen, möchte so sein, wie ich wirklich bin.
Da stellt sich unweigerlich die Frage: Wer bin ich denn eigentlich?
Beinahe dreißig, ledig, kinderlos.
Ich nehme die Zeitung und blättere bis zu den Kleinanzeigen. Ein Zupfen an meiner Jeans macht mich darauf aufmerksam, dass ich nicht alleine bin. Die kleine Emma ist zu mir gekrabbelt und will mich wohl erinnern, dass ich heute als Babysitterin für sie und ihren Bruder Fabian eingeteilt wurde. Sie fremdelt überhaupt nicht, außerdem kennt sie mich ja auch ein bisschen.
Emma streckt mir ihre Arme mitsamt einer Rassel entgegen und ihr Mund formt ein »Ahh!«.
Sie könnte auch mein Kind sein, wenn mir Mutter Natur nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.
Was ist nur los mit mir? Das muss eine Midlife-Crisis sein – nur etwas früh vielleicht!
Das ist mir aber schon klar geworden, als ich neulich an einem Teenie-Klamottenladen vorbeiging und mir ernsthaft überlegt habe, einen pinkfarbenen Minirock zu kaufen.
So kann das nicht weitergehen. Wo will ich hin? Und vor allen Dingen, wie will ich wohin!
Könnt ihr mir folgen? Nicht? Macht nichts. Ich komm selbst nicht mehr mit.
Eines steht zumindest fest: Ich will keine Hostess mehr sein, jedenfalls nicht mehr lange.

Aber was mache ich dann?
Ziellos blättere ich mich durch die Stellenanzeigen. Eine freie Stelle als Psychologin sehe ich nicht, habe aber auch gar nicht danach gesucht.
Das Psychologiestudium habe ich zwar abgeschlossen, aber letztendlich war mir immer klar, dass ich nicht die geborene Psychologin bin. Ich bin zu direkt; und all diese Gesprächsführungstechniken wären auch ganz wunderbar, wenn ich mich daran halten könnte.
Es ist natürlich nicht besonders hilfreich, einem Sui­zidgefährdeten zu sagen, dass ich in seiner Lage auch keinen anderen Ausweg sehen würde. Harmlos formuliert: Ich enge die Leute in Beratungsgesprächen zu sehr ein und lasse ihnen zu wenig Spielraum.
Das ist einfach nichts für mich.
Außerdem musste ich feststellen, dass viele meiner Kollegen und Kolleginnen doch eher ruhige Typen sind, die mit ihrer angenehmen Stimme allein schon so vertrauenserweckend wirken, dass ihnen die Leute alle Probleme erzählen.
Da passe ich nicht rein. – Zu dumm, dass ich ein ganzes Studium gebraucht habe, um das zu merken.
Vielleicht hat mich meine Arbeit als Hostess auch zu sehr von dieser Erkenntnis abgelenkt. Mittlerweile haben sich nämlich viele meiner Studienfreunde häuslich niedergelassen und einige haben auch schon Kinder.
Wäre es dann bei mir nicht an der Zeit, den extravaganten Nebenjob an den Nagel zu hängen?
Emma holt mich in die Realität zurück, als sie erneut ein »Ahh!« von sich gibt.
»Du willst wohl rauf, kleine Maus?«
Mit einem gezielten Handgriff hieve ich sie auf meinen Schoß. Interessiert befühlt sie die Zeitung und beginnt, sie zu zerknüllen.
»Emma! Nicht kaputt machen. Du, du, du«, schelte ich sie milde.
Ihre Herzchenrassel liegt nun vor mir auf dem Tisch, als hätte Emma ein gültiges Tauschgeschäft gemacht. Mit einem lauten Ratsch macht sie mir klar, dass ich jeden Anspruch auf die Zeitung verwirkt habe.
Leider schiebt sich Emma den Papierfetzen auch noch sofort in den Mund.
Ich ziehe ihn schnell wieder heraus.
Weil sie sich dagegen wehrt und energisch die Beine durchstreckt, lenke ich sie mit ihrer Rassel ab.
Es funktioniert! Konzentriert greift sie das Teil und scheppert voller Freude damit herum. Der nasse Zeitungsschnipsel liegt nun an der Stelle, an der eben noch die Rassel gelegen hat, und ich fange an zu lesen.
Poledance-Akademie. Es sind noch Plätze frei in unseren Poledance-Kursen. Die Ausbilder unserer Schule unterrichten den ästhetischen und kraftvollen Tanz an der Stange. Poledance ist sehr sexy – aber niemals vulgär. Probiere den neuen Fitnesstrend aus!
Da kribbelt etwas in mir. Die Verlockung der Herausforderung.
Das ist kein neuer Job, ermahne ich mich. Das ist wieder so eine verrückte Midlife-Crisis-Idee, die im Keim erstickt gehört.
Aber es wäre eine sexy Alternative zum Fitnessstudio.
Als ich auch noch etwas von einem Lapdance-Kurs lese, bleibt mir die Spucke weg.
Das will ich können, unbedingt! – Gut, den Kurs, wie man auf High Heels läuft, den kann ich mir wirklich sparen.
Hin- und hergerissen starre ich auf die Werbeanzeige mit dem Foto, auf dem eine Frau an einer vertikal montierten Tanzstange hängt.
Sieht eher sportlich als sexy aus.

Emma beginnt rhythmisch, mit ihrer Rassel auf die Anzeige einzuhämmern, und damit ist für mich die Entscheidung gefallen.

 228 Seiten
ISBN: 978-3-7347-7668-7
Taschenbuch: 7,99 €
eBook: 2,99 €

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