Sonntag, 28. Februar 2016

Simona Turini im Interview

Magst du dich kurz vorstellen? 
Gestatten: Simona Turini, ich schreibe Bücher.
In der Hauptsache Horror, aber im März erscheint im Amrûn Verlag mein erster Roman, der eher wenig mit Horror zu tun hat. (Wobei das natürlich immer Auslegungssache ist ...)


Was kannst du uns über dich verraten, was Google uns nicht verrät?

Zum Beispiel, dass ich mich gerade zum ersten Mal selbst gegoogelt habe. Viel mehr gibt’s da nicht.


Was ist für dich das Besondere am Amrûn Verlag?

Der Umgang untereinander ist sehr herzlich! Meine Kollegen und Kolleginnen dort sind sehr rasch Freunde geworden und es gibt kein Konkurrenzdenken. Der Verleger, Jürgen Eglseer, ist ein freundlicher, fairer Mensch, der uns immer mit Likör versorgt.
Von der Leserseite betrachtet, scheinen mir die abstrusen Anthologien das schlagendste Merkmal zu sein. Wenn jemand eine absurde Idee für eine Sammlung hat, dann sollte er sich an Jürgen wenden, der macht das garantiert.


Wie hast du die Liebe zum Schreiben entdeckt?

Och, das ist eine von diesen Fragen, die ich selber immer überspringe, wenn sie jemandem im Interview gestellt wird, weil ja doch immer dieselben trögen Antworten kommen: »Ich hab schon immer geschrieben, ich kann gar nicht anders, schon als Kind, blablabla.«
Ich liebe das Schreiben nicht, ich tue es, weil es der Job ist, der mich am wenigsten nervt. Und vermutlich, weil ich recht gut lügen kann.


Du bist Lektorin. Wie kam es dazu?

Anfang letzten Jahres hatte ich massive Probleme mit Depressionen. Das ist zwar nicht Neues für mich - ich lebe schon lange damit - aber 2015 war es so schlimm, dass ich nicht mehr arbeiten konnte und mich zur Behandlung in eine psychosomatische Klinik begeben habe. Danach brach eine Phase der Neuorientierung an und ich beschloss, mich als Schriftstellerin selbständig zu machen.
Das bringt leider kein Geld, wenn man nicht sehr, sehr viel Glück hat, also musste ein weiteres Standbein her. Als Literaturwissenschaftlerin lag es nahe, ins freie Lektorat zu gehen.
Einige Kolleginnen - ganz besonders Claudia Rapp, die als Übersetzerin tätig ist, und Susanne Pavlovic, ebenfalls Lektorin - haben mich unterstützt und mir die Angst vor diesem doch recht großen und mühseligen Schritt genommen. Dafür bin ich ihnen dankbar, denn die Entscheidung war eindeutig richtig!


Wie schaffst du es da noch, zu schreiben?

Momentan leider gar nicht: Ich habe erst im vergangenen Sommer angefangen, das Lektorat in Vollzeit zu betreiben. Außerdem bin ich gerade umgezogen und versinke hier im Chaos. Das sind für mich keine guten Voraussetzungen, um zu schreiben. Ich brauche Ruhe und Zeit dafür. Zum Glück war »Trümmer« lange vorher fertig und der neue Roman, »Kopf hoch!, sagte der Silberfisch in meiner Badewanne« steht ja auch schon in den Startlöchern. Ich kann mir also noch ein bisschen Zeit lassen, ehe das nächste Werk kommt.


Was war das Spannendste oder Witzigste, was du bis jetzt zu Recherchezwecken gemacht hast?

Da muss ich leider enttäuschen, ich gehe zum Recherchieren in die Bibliothek. Für »Trümmer« hätte ich gerne einer Hausschlachtung beigewohnt, aber das wird in der Großstadt nicht so intensiv betrieben. Zumindest nicht legal. Recherche im Hause Turini ist also eher langweilig.


Wobei kannst du dich am besten beim Schreiben entspannen?

Beim Schreiben bin ich meist nicht entspannt, es ist Arbeit. Am ehesten gelingt so etwas wie »Entspannung«, wenn ich den ersten Entwurf schreibe. Da fließt einfach alles unkontrolliert und unredigiert in die Tastatur. (Außerdem bin ich dabei meist betrunken.)


Zeigst du uns deinen Arbeitsplatz?

Lieber nicht - er ist zwar niemals wirklich aufgeräumt, aber durch den Umzug sieht es hier gerade noch schlimmer aus ...


Hast du Rituale beim Schreiben?

Ich hätte gerne welche, aber nein. Außer vielleicht, dass ich beim ersten Entwurf gerne Wein oder Whiskey trinke. Ansonsten arbeite ich immer und überall, sofern die Stimmung passt und mir etwas einfällt. Und ich rauche dabei viel. Keine Rituale im engeren Sinne in Sicht.


Verrätst du uns ein paar exklusive Details zu deinem neuen Projekt?

Ich bin nicht besonders verschlossen, was meine Projekte angeht, es wäre also nur halb-exklusiv.
Wenn ich hier in Karlsruhe ein bisschen zur Ruhe gekommen bin, werde ich weiter an einem Horrorroman schreiben, dessen Plot, Figuren und ersten 100 Seiten ich sogar schon habe, der aber irgendwie immer leiden muss, wenn ich andere Dinge zu tun bekomme. Er soll dieses Jahr fertig werden und vielleicht im Winter, spätestens im nächsten Frühjahr erscheinen.


Wie sehr nimmst du dir Kritik zu Herzen?

Sehr! Kritik sollte konstruktiv sein, dann kann man sie, nachdem man ein paar Mal kräftig geschluckt hat, für sich benutzen, um sich zu verbessern. Schreiben ist ein Handwerk, das man stetig optimieren und verändern kann und sollte. Dabei spielt Kritik eine wichtige Rolle.
Wenn sie ungerechtfertigt oder destruktiv ist, dann trage ich sie öffentlich laut vor und wir lachen gemeinsam und diskutieren darüber, wie dämlich doch der Kritiker ist und was für einen kleinen Schwanz er haben muss.


In welchem Buch würdest du gerne mal die Hauptrolle spielen? 

Wer wärst du da?Die Bücher, die ich gerne lese, sind nicht gerade voll von erstrebenswerten Schicksalen. Eines meiner liebsten Bücher ist »Ansichten eines Clowns« von Böll. Aber als Atheistin tauge ich nicht gut zur Marie und Hans ist mir zu selbstmitleidig. Vielleicht wäre Fat Charlie Nancy aus Neil Gaimans »Anansi Boys« eine gute Wahl.


Mit wem würdest du gerne mal zusammen arbeiten?Ich arbeite lieber allein.
 

Hast du besondere Ziele für 2016? 
Die Stolperfallen in der neuen Wohnung beseitigen. (Sprich: Eine Küche kaufen und die Kisten auspacken ...) Einen Roman beenden. Reich und berühmt werden. Nie wieder arbeiten.


Wann und wo kann man dich das nächste Mal zu einer Signierstunde treffen?

 Auf der Leipziger Buchmesse, am Stand des Amrûn Verlags in Halle 2, K 308. am Freitag, 18. März, werde ich dort von 13 bis 14 Uhr mit meinen Kolleginnen Claudia Rapp und Faye Hell auf freundlichen Besuch warten. Kommt vorbei, wir haben bestimmt Likör oder sowas!

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